Freitag, 29. Juni 2012

Der siebte Teil

Der Geldbeutel lachte ihn förmlich an, es war ein sehr schickes, feminines Modell. Ziemlich dick aufgeplustert, aus weissem Leder gefertigt, mit bunten Verzierungen darauf. Ein einziger Druckknopf hielt dieses ganze Bündel zusammen, es sah aus, wie als wenn Herr Ludwig nochmal seine Kommunionsanzugsjacke tragen würde und einen Knopf mit Müh und Not zu bekommen hätte.
Er musste ja gar nicht viel machen einmal mit dem Fingernagel drunter und flupp, konnte der Geldbeutel aufspringen. Ohne nachzudenken spielte er ein wenig an dem besagten Objekt herum und, hoppala, da war es schon geschehen. Der Geldbeutel stand offen. Herr Ludwig klappte ihn auf und schaute hinein, der Bargeld bestand war tatsächlich recht hoch, sage und schreibe 710 Euro in scheinen und wenn er das Kleingeld zusammenzählte kam er auf exakt 712,12 Cents. "Wow, nicht schlecht" dachte sich Herr Ludwig aber so ein Geldbeutel birgt ja noch mehr  Geheimnisse, er schaute weiter und Fand den Personalausweis der Dame, Janina Krug stand darauf, Haarfarbe braun, Augenfarbe Grün, 1,69m groß, konfession R-Kath. So nun wusste Herr Ludwig wenigstens wen er bestohlen hatte, vielleicht ließen sich noch weitere Rückschlüsse auf die Person ziehen, er fingerte einige Visa und EC-Karten heraus, er hielt den Geldbeutel hoch und schüttelte ihn aus wie eine Tüte Gummibären in der die letzten Bärchen noch irgendwie feststeckten. Es fielen ein paar Visitenkarten auf seinen Schoß - Anwalt Krebsbach - Autohaus Böseman - Weingut Schindelhof Zell/mosel. 
Also überlegte Herr Ludwig: "Wahrscheinlich ist Frau Krug mit dem Anwalt Krebsbach und einem Auto aus dem Autohaus Bösemann an den Schindelhof in Zell gefahren. So ein Schwachsinn!" Gut dass ihm noch eingefallen war, dass sie mit dem Zug unterwegs war, sonst wäre er ja nie an den Geldbeutel gelangt.
Unter den Visitenkarten fand er aber auch folgende:
Janina Krug
Immobilienfachwirtin / Unternehmerin
Frankfurt/Main 
Darunter waren Email Adresse und Telefonnummer Geschäftl. und Mobil angegeben. Herr Ludwig saß vor dem ganzen Haufen Karten, Geld und Quittungen wie ein Hund vor den Pantoffeln die er gerade zerfetzt hatte. Irgendwie tat es ihm jetzt doch leid den Geldbeutel entwendet, bzw. Frau Krug nicht darauf hingewiesen zu haben. Andererseits, war Frau Krug jetzt auch nicht wirklich freundlich gewesen und war im Grunde selbst daran schuld, dass Herr Ludwig nichts mehr gesagt hatte.
Dennoch plagte ihn sein schlechtes Gewissen, es gäbe jetzt natürlich doch noch eine Möglichkeit das Geschehene wieder rückgängig zu machen, er könnte natürlich Frau Krug anrufen und das ganze aufklären, schade nur, dass er dann preisgeben müsste, dass er der Täter war. Nach einigem überlegen spielte Herr Ludwig mit eben diesem Gedanken, aber auch mit dem Personalausweis von Frau Krug: "doch ein recht hübsches Gesicht, wenn es nicht so zugekleistert wäre" dachte sich Herr Ludwig. Er warf einen zweiten Blick auf den Personalausweis drehte ihn herum und bemerkte endlich die Adresse darauf. Natürlich, er könnte auch einfach anonym den Geldbeutel wieder einschicken und die ganze Misere wäre erledigt, das Geld würde Herr Ludwig schon behalten quasi als Finderlohn.
Was wäre aber wenn Herr Ludwig doch mutig genug wäre anzurufen und sich persönlich mit der Frau zu treffen, ihr zu zeigen, dass sie nur durch den fetten Kerl wieder an ihr Hab und Gut kommen könnte. Ihm gefiel der Gedanke endlich mal als Held und nicht als Versager aufzutreten, er könnte den Geldbeutel schließlich auch einfach so irgendwo im Zug gefunden haben und nicht bewusst eingesteckt haben. Nun stand Herr Ludwig vor der Entscheidung was sollte er tun, den Geldbeutel einfach behalten und alles vergessen, den Geldbeutel anonym einschicken oder sollte er allen Mut zusammenfassen und Frau Krug anufen ?

Ihr entscheidet wenn ihr wollt :) sonst geht's so weiter wie gehabt. Alles Gute für alle Leser und Leserinnen. Euer Pasci!  

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen